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Ein privater Besuch im August 1980 in der 850-Seelen-Gemeinde Hettensen / Kreis Northeim war der Ausgangspunkt einer über zehn Jahre andauernden "Fußballfreundschaft".
Eigentlich war ich nur der Fahrer und wollte dieses kleine Örtchen nach einem Freitag/Sonntag-Wochenende schnell wieder verlassen – doch oft kommt es anders, als man vorher geplant hat. Abends beim Bier – die Gastgeber betrieben eine Kneipe – traf ich auf einen "Fußballnarren", und wir beschlossen zu fortgeschrittener Stunde, dass die Arminia und die Hettenser zu einem Freundschaffstreffen antreten müssen. Um den Leistungsgedanken etwas in den Hintergrund zu stellen, sollten die II. Mannschaften der beiden Vereine die Begegnungen bestreiten. Damit die Geselligkeit ihren entsprechenden Stellenwert bekommt, sollten die Partnerinnen mit einbezogen werden. Was nun zwei Männer ausheckten, musste von den Aktiven abgesegnet werden; leichte Skepsis bei dem einen oder anderen war zu spüren. Da wir als Bremerhavener zuerst "dran waren", wollten die Kicker erst einmal ohne Anhang die Reise in den Süden antreten.
Ein fleißiger Briefwechsel, gestützt von vielen Telefonaten, begann, so dass sich ein Jahr später (1981) fünf PKW mit HB-Kennzeichen auf den Weg nach Südniedersachsen begaben und nach einer zeitraubenden Freitags-Autobahnfahrt in dem kleinen, beschaulichen Örtchen auftauchten. Dieses kleine Bremerhavener "Expeditionscorps", bestehend aus 14 reisefreudigen Fußballern, brachte Abwechslung in den Hettensener Fußballalltag. Schon die erste Begegnung lockte Scharen von Zuschauern. Die Kicker stellten schnell fest, dass sie sich nicht nur auf dem grünen Rasen gut verstanden – der Grundstein für eine dauerhafte Freundschaft schien gelegt zu sein. Die herzliche Aufnahme und Bewirtung bei den einzelnen Gastgebern und das Zusammentreffen in der "Kleinen Kneipe" war für uns Bremerhavener eine Verpflichtung für das nächste Jahr. Verabredet wurde zwischen den "Häuptlingen", dass die Besuche im jährlichen Wechsel stattfinden sollten. Die Begeisterung auf beiden Seiten war jedoch so groß, dass die "Südsollinger" den Wunsch hegten, noch im gleichen Jahr nach Bremerhaven kommen zu dürfen. Wer kann da schon Nein sagen! Der Gegenbesuch fand statt: sportlich im Speckenbütteler Park, gesellig in unserem Pfarrzentrum in Lehe. Nun war der Bann gebrochen, wir hatten uns "beschnuppert", und alle Bedenken waren beseitigt. Jetzt konnte es richtig losgehen mit "Männlein und Weiblein".
1982 fuhren 40 Arminen nach Hettensen. Es war schon berauschend, mit welcher Herzlichkeit auch die Frauen aufgenommen wurden. Die Begegnungen der einzelnen Spieler-Partnerschaften wurden zu Familienbegegnungen ausgebaut. Die Geselligkeit trat mehr und mehr in den Vordergrund, das Fußballspiel musste sein, weil es zum Ritual gehörte. 1983 setzte sich ein 50 Personen fassender Reisebus in die Seestadt in Bewegung, und auch hier erlebten die Gäste ein tolles Wochenende mit Wasser und Wein.
Diese Erlebnis-Begegnungen wiederholten sich nun jährlich im Wechsel. Mal packten die Hettensener ihre Sporttaschen zusammen, das andere Mal schnürten die Arminen ihre Ränzel. Jeder, der Gastgeber war, organisierte immer ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Ob beim Tanzabend, beim Grillfest, bei der SEALINER-Tour entlang der Wurster Küste oder mit dem Planwagen durch den herrlichen Sollinger Wald, die Sportler und ihre Begleitungen hatten immer viel Spaß zusammen. Die entstandenen privaten Freundschaften einzelner Familien gingen über diese jährlichen Begegnungen weit hinaus, hielten sehr lange an – zum Teil bis heute! Man besuchte sich da, wo es die Möglichkeit erlaubte. Herbstvergnügen, Kohlessen und andere Veranstaltungen der Arminia wurden stets von einer Abordnung aus Hettensen besucht, ebenso war es bei den Geselligkeiten unserer grün-weißen Freunde. Das jeweilige Abschiednehmen war immer eine "Schmerznummer". Alle in den wartenden Bus zu bekommen, war nicht immer leicht. Das allein zeigte, wie wohl sich die Besucher bei den Gastgebern fühlten.
Nach zehn Jahren dieser intensiven Begegnungen ließ die Begeisterung langsam nach. Spieler aus beiden Vereinen wechselten ihren Verein bzw. ihren Wohnort. Familien veränderten sich. Es kam auch hier und dort mal zu Meinungsverschiedenheiten, die zum persönlichen Abstand führten. Hinzu kam, dass die neue, heranwachsende Generation eine andere Auffassung von der Durchführung der so beliebten Sportart Fußball hatte. So ging die lange Jahre gepflegte Fußballfreundschaft nach elf Jahren zu Ende.
Und heute? Da erzählen die "Veteranen" in kleinen Zirkeln über vertrauliche Geschehnisse, sehen den veränderten Zeitgeist und ordnen ihn realistisch ein, jedoch spiegelt sich auch ein wenig Wehmut in den Ausführungen und in der Mimik wider. Eines bleibt bei allen Beteiligten haften; die Erinnerung an eine erlebnisreiche und beeindruckende Zeit menschlicher Begegnungen, wie sie wahrscheinlich nur im Sport – und das auch nur im Fußballsport – möglich sind.